Ameländer Nostalgie – Von Chaos, Struktur & Freiheit



„Es ist 2017 und verdammt lang her, wo ist die Zeit nur geblieben Leute wollt ihr noch mehr?“

Lange her klingt wie ein Witz, schließlich sind erst 2 volle Tage vergangen seit das geordnete Chaos wieder in den Alltag übergegangen ist. Wobei Alltag auch nicht ganz richtig ist, da zumindest alle Betreuer den Sonntag hauptsächlich mit schlafen, Nickerchen machen und powernapping verbracht haben dürften. Die Kinder hingegen haben Sonntag bestimmt aus Gewohnheit schon wieder Raketen fürs häusliche Küchenteam gezündet und die Eltern mit einem schönen UFF ALLELE geweckt. Was das ist? Ein Lied, dessen Text extra für Ameland geschrieben wurde:

UFF ALLELE
A VERY TICKY TAMBA
A MASA MASA MASA
O ALOHE ALOHA ALOHE


Bezieht man diesen Text auf unsere Freizeit, stellt man fest: Es darf gerne auch mal etwas bescheuert zugehen. Das macht für mich unser Lager aus. Ich denke, wir können behaupten in diesem Jahr strukturiert gewesen zu sein wie nie, trotzdem habe ich nie den Faktor Chaos vermisst, der mich mit spontanen Gesangseinlagen, Tänzen beim Spülen, schlechten Witzen beim Essen undundund immer wieder überrascht hat. Dieses ganz eigene Chaos-Gefühl kommt direkt an Tag 1 mit voller Wucht, wenn das Vorteam am Haus ankommt und dort keinen Stein auf dem anderen stehen lässt. Die ursprüngliche Raumaufteilung hat überhaupt keine Chance, Sofas werden über enge Treppen rauf- und runtergetragen, Stühle & Tische durchs ganze Haus geschleppt, Geschirr wird aus den letzten Ecken zusammengepfercht, Discolichter und Stromleitungen werden verlegt, Küchen werden zweckentfremdet, Haushaltsgroßgeräte dürfen unseren Materialkeller verlassen und das Ameländer Sonnenlicht erblicken, Wände werden dekoriert undundund. Es ist immer wieder schön, den geschockten Gesichtsausdruck unserer Vermieterin zu sehen, wenn die Dinslakener wieder „einfallen“ und dem Haus ihren eigenen Stempel aufdrücken.

Aber zurück zu den „2 Tagen Alltag“. Es klingt verrückt, aber nach 14 absolut ereignisreichen Tagen scheint ein Tag zuhause mehr als 24 Stunden zu haben. Keine interessanten Gespräche mit so vielseitigen Kindern beim Essen, keine Bekos nach dem Spülen, kein gemeinsames Programm morgens, mittags, abends mit nahezu 100 Leuten; irgendetwas fehlt.
Was das ist, kann ich nicht einmal genau beschreiben. Es ist eine Mischung aus so vielen unterschiedlichen Faktoren…

Die Kinder: Erstmalig sind wir mit 80 Kindern aufgebrochen. Es waren viele bekannte Gesichter dabei, aber auch ebenso viele unbekannte, wobei man diesen Unterschied kaum gemerkt hat. Wir hatten noch nie ein so harmonisches Lager mit so wenigen Streitereien. Ich bin ehrlich beeindruckt gerade von den „alten Hasen“, die über die Jahre so viel darüber gelernt haben, was es heißt miteinander zu leben und die die neuen wie selbstverständlich an die Hand genommen haben. Ihr seid super, es wäre schön euch irgendwann in der Betreuerrolle auf Ameland wiederzusehen!

Die Küche: Auf das sensationelle Essen will ich hier gar nicht eingehen, sondern vielmehr auf die tragende Rolle, die jeder einzelne von euch für das Lager spielt. Die Küche ist weit mehr als nur kochen, es sind Freunde, an die man sich jederzeit mit jedem Problem wenden kann, die immer ein offenes Ohr haben und einem allem voran immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, egal wie anstrengend der Tag ist.

Die Betreuer: Bei manchen heißt es Betreuer, bei manchen Teamer, bei manchen Leiter, ich finde am passendsten ist auch hier: Freunde. Ein so bunter Haufen verschiedenster Charaktere aus unterschiedlichsten Freundeskreisen ergänzt sich im Lager zu einer unglaublich starken Truppe, bei der jeder jedem unter die Arme greift. Hätte nur einer von euch gefehlt, wir hätten es trotz der vielen anderen schmerzlich bemerkt. Das kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, weil das bei Chris und Christian definitiv der Fall war. Wir haben gemerkt, dass Teile des Puzzles gefehlt haben und nicht immer ersetzt werden konnten. Wir alle würden uns riesig freuen, wenn das Puzzle im nächsten Jahr wieder vervollständigt werden könnte!

Es gibt 2 Momente im Lager, an die ich mich mit Abstand am liebsten erinnere. Nach ein paar Tagen Aufenthalt gab es einen Abendabschluss, bei dem die Kinder diejenigen umarmen sollten, die ihnen viel bedeuten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies der längste Abendabschluss aller Zeiten war, denn die Kinder kamen aus dem ganzen Umarmen gar nicht mehr heraus. Das wurde nur noch vom Abschlussabend getoppt, als alle realisierten: Diese 2 unglaublichen Wochen sind vorbei. Betreuer, die ich noch nie hab weinen sehen, konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, ich mache da keine Ausnahme. In diesem Moment haben wir alle gesehen, was diese Freizeit uns allen bedeutet. Es gab fast kein trockenes Auge und ausnahmslos jeder lag bei irgendwem in den  Armen. Hätte man nur von außen durch das Fenster geguckt, man hätte an eine Trauerveranstaltung denken können. Stand man aber im Raum, wusste man: Das hier ist so viel mehr.

So viel mehr, das merke ich beim Schreiben gerade wieder. Ich denke wieder an das Tattoo der Insel auf dem Arm der Küchenmädels, die Tränen der Kinder die zum letzten Mal mitgefahren sind, das Lied, welches Angelina, Jana, Kim und Lisa zur Melodie von Wonderwall geschrieben haben:

Zweitausend und siebzehn und es ist wieder soweit,
2 Wochen auf Ameland, ja das ist die schönste Zeit.
Ich denke nicht, irgendjemand versteht wie wir uns fühlen;
außer uns.
Trotz mehreren Unterkünften fühlen wir uns hier wohl,
das ist unsere Insel, hier sind wir zu Haus.
Ich denke nicht, irgendjemand versteht wie wir uns fühlen;
außer uns.
Versinken im weichen Sand unter den Füßen,
kalter Wind weht durch unsere Haare.
Abends erleuchtet der Leuchtturm uns den Weg, der vor uns liegt,
die Zeit prägt uns.

Und noch immer, fahren wir auf diese Insel.
wir sind immer noch, hier auf Ameland.

Betreuer sind vertrauenswürdig, offen und hilfsbereit,
geben alles, morgens, mittags, abends für ‘ne schöne Zeit.
Ich denke nicht, irgendjemand versteht wie wir uns fühlen;
außer uns.
Neue Freundschaften entstehen und bleiben,
trotz Streit und Zickereien halten wir zusammen.
Wir lachen und wir weinen, doch sind wir nie allein,
Schlüssel zur Freiheit.

Und noch immer, fahren wir auf diese Insel.
wir sind immer noch, hier auf Ameland.

„Ich denke nicht, irgendjemand versteht wie wir uns fühlen, außer uns.“ Möglich, dass der ganze Eintrag hier auf Außenstehende sehr kitschig wirkt. Möglich, dass ich meinen Mitmenschen unfassbar auf die Nerven gehe weil in jedem Satz zweimal das Wort Ameland fällt. Möglich, mir aber komplett egal. Ein unfassbar großer Dank an alle Kinder, an alle Küchenleute, an alle Betreuer, die diese Freizeit zu dem gemacht haben, was sie ist.

Um es in den Worten aus dem letzten Jahr zu sagen: Ameland 2017 macht es uns extrem leicht, sich auf 2018 zu freuen.

Ich hoffe, wir sehen uns wieder.

Niklas

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